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Aufräumen, Aufbauen, mehr Sicherheit: e-regio meisterte Kraftakt im Jahr nach der Flut

Mit den Erkenntnissen aus der Flut will e-regio die Infrastruktur für künftige Hochwasser widerstandsfähiger machen. Wie hier in der Kölner Straße in Euskirchen werden Versorgungsleitungen nun weiter entfernt von Gewässern verlegt.

Euskirchen, 14. Juli 2022. Ein Jahr nach der Unwetterkatastrophe in der Region blickt e-regio auf das Erreichte und den enormen Kraftakt für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der vergangenen zwölf Monate zurück. „Wir konnten trotz der katastrophalen Zerstörung die Versorgung der meisten betroffenen Menschen relativ schnell wiederherstellen – zum Teil mit Provisorien“, erinnert sich Geschäftsführer Markus Böhm. „Nach der akuten Hilfe in den ersten Wochen packten wir gemeinsam mit den Menschen beim Aufbau kräftig an, um unsere Region wieder lebenswert zu machen.“ Dennoch liegen auch ein Jahr nach der Flutkatastrophe noch erhebliche Aufgaben für den Wiederaufbau und künftigen Hochwasserschutz vor dem Energiedienstleister mit Sitz in Euskirchen und Kall. Jetzt gilt es, die vorhandenen Provisorien im laufenden Betrieb Schritt für Schritt zu ersetzen. Dabei wird e-regio die Hochwasser-Resilienz der Infrastruktur erheblich steigern und so mehr Sicherheit für die Menschen in der Region schaffen.

In den ersten Tagen nach der Flut setzten die e-regio Teams alles daran, die Versorgung wiederherzustellen. Und das unter schwierigsten Bedingungen, denn das e-regio Betriebsgelände in Kall war ebenfalls schwer beschädigt und viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch privat betroffen. Rund um die Uhr räumten die Techniker-Teams im Juli 2021 Geröll und Schlamm aus Ortsnetzstationen, reparierten Kabelverteilerschränke, überprüften Hausanschlüsse und stellten die Stromversorgung rasch wieder her. Insgesamt 19.000 Strom- und Gasanschlüsse wurden in kürzester Zeit gesichtet, gereinigt und überprüft. In Bad Münstereifel mussten die 700 Meter lange Gas-Versorgungsachse sowie Gasleitungen komplett erneuert und in der Region über 900 Haushalte möglichst vor der Heizperiode ans Gasnetz angeschlossen werden.

„Mein ganz großer Dank gilt unseren Kolleginnen und Kollegen“, sagt Geschäftsführer Stefan Dott, „die sich weit über die eigenen Kräfte hinaus für unsere Region einsetzten – direkt nach der Flut und in den Monaten des Wiederaufbaus unzählige Überstunden machten und auf Urlaub verzichteten. Aber auch unseren Partnern und benachbarten Stadtwerken, die uns mit Technikern und Einsatzgeräten unterstützten.“

Hochwasser-Resilienz: Infrastruktur noch sicherer und widerstandsfähiger

Die Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Unwetterkatastrophe fließen jetzt stark in die Planungen und den Wiederaufbau ein, um die Infrastruktur in der Region für künftige Hochwasser noch widerstandsfähiger zu gestalten. Hauptversorgungsleitungen werden nun nicht mehr entlang von Gewässern verlegt, sondern deutlich außerhalb der neu definierten Gefährdungsbereiche. Trafostationen und Regelanlagen werden prinzipiell an höher gelegenen Standorten neu errichtet und noch stabiler gegründet. So wird beispielsweise eine Gasdruckregelanlage in Arloff versetzt und die Gasleitungen 350 Meter weiter in einen hochwassersicheren Bereich umverlegt. Eine weitere Konsequenz des Jahrtausendhochwassers: In Zukunft werden keine Leitungen mehr an Brücken angebracht. Stattdessen findet eine aufwendige Spülbohrung statt, um Leitungen unterhalb eines Flussbetts zu verlegen. Strom-Hausanschlüsse werden in Gefährdungsgebieten zukünftig höher angebracht. „Wir haben alle Erfahrungen aus der Katastrophe genutzt“, erklärt Markus Böhm, „um unsere Infrastruktur hochwasser-resilient aufzubauen. Das bedeutet: Zukünftig wird unser Netz deutlich besser gerüstet sein.“

Restarbeiten: Letzte Versorgungsleitungen und engmaschige Kontrollen

Neben den Arbeiten für mehr Hochwasser-Resilienz stehen einige weitere Wiederaufbau-Projekte an. In Bad Münstereifel fehlen noch ein paar Meter Gasleitungen am Entenmarkt sowie einige Hausanschlüsse, die im Zuge der jeweiligen Baufortschritte verlegt werden. Brückenleitungen wie etwa an der Olefbrücke in Schleiden oder der Kölner Straße in Euskirchen gilt es zu sanieren bzw. zu verlegen. Zudem ist die sichere Kappung von Gasleitungen für jene Gebäude vorzubereiten, die aufgrund der Beschädigung abgerissen werden müssen.

Im gesamten Hochwassergebiet werden zudem alle Trafostationen und Schaltanlagen wiederholt kontrolliert und gegebenenfalls ausgetauscht. Zudem gilt es, geschädigte E-Auto-Ladesäulen auszutauschen und Straßenbeleuchtung zu erneuern. In einigen Bereichen verzögert sich jedoch die Beschaffung der Ersatzteile aufgrund der weltweit unterbrochenen Lieferketten.

Steinbachtalsperre: Hochwasserschutz soll kommen

Die Steinbachtalsperre, deren Damm in der Unwetternacht überspült wurde, soll nach den Plänen des Wasserversorgungsverbands Euskirchen-Swisttal (WES) künftig in den Hochwasserschutz eingebunden sein. Aber auch ihr Naherholungswert soll wiederhergestellt sowie die Bereitstellung von Brauch- und Löschwasser ermöglicht werden. Derzeit steht die Talsperre leer, der Damm ist durch eine breite Scharte unterbrochen, die verhindert, dass sich Wasser selbst bei starken Regenfällen wieder höher anstaut. Damit der Hochwasserschutz umgesetzt und die Rückhaltefläche wieder genutzt werden kann, wird eine technische Konstruktion geplant, die die Scharte verschließt. Sie muss ermöglichen, dass Wasser wieder angestaut, aber auch kontrolliert wieder abgelassen werden kann, um frühzeitig Platz für Starkregenereignisse zu schaffen. Fachleute arbeiten aktuell noch an einem Konzept für die technische Umsetzung und die Einbindung in den regionalen Hochwasserschutz.

e-regio Standort in Kall

Wie es mit dem e-regio Standort an der Hindenburgstraße im Kaller Zentrum weitergeht, ist indes noch offen. Die Zerstörung am Gebäude und der Ausrüstung war immens. Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren in der Flutnacht über Stunden dort eingeschlossen. „Für uns steht die Sicherheit der Menschen und der Energieversorgung an erster Stelle. Wir müssen auch im Krisenfall jederzeit handlungsfähig bleiben. Wir prüfen deshalb auch die Möglichkeit eines neuen Betriebsgebäudes außerhalb des Gefährdungsbereichs. Eine Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen“, stellt Markus Böhm in Aussicht