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Einfach müllfrei einkaufen

Mit ihrem Unverpackt-Truck ist Jessica Thijs eine feste Größe auf den Wochenmärkten der Eifel. Nun erweitert sie ihr Geschäft und eröffnet den ersten Laden ohne Verpackungen in der Region.

 

Jessica Thijs hat alle Hände voll zu tun. Die 34-Jährige aus Berlingen bereitet gerade die Eröffnung ihres Unverpackt-Ladens auf der Hauptstraße in Gerolstein vor. Von der Renovierung über die Warenbestellung bis hin zur Personalsuche – fast alles macht sie selbst. „Das ist viel Arbeit, aber es wird ein schöner Laden und es macht mir viel Spaß“, sagt sie. Ab August kann man bei „Füll Mal“ Obst, Gemüse, Süßigkeiten, Mehl und Müsli aber auch Drogerieartikel kaufen. Das Besondere: Fast alles kommt aus der Region und ist unverpackt. Eingepackt und verkauft wird die Ware in wiederverwendbaren Dosen und Säckchen, die die Kunden möglichst selbst mitbringen. Ein richtiger kleiner Supermarkt eben, mit einem Unterschied: Es landet kein Müll mehr im Einkaufskorb.

Von der Idee zum „Füll Mal“-Truck

Der Laden wird ein Erfolg, davon ist Jessica Thijs überzeugt. Denn dass ihre Geschäftsidee funktioniert, hat sie bereits bewiesen. Seit mehr als zwei Jahren ist sie auf den Wochenmärkten der Eifel mit ihrem mobilen Verkaufstruck unterwegs und in der Region bekannt. Unverpackt-Läden gibt es bereits viele in Deutschland, vor allem in größeren Städten wie Köln, Bonn oder Koblenz. Die Idee, Artikel des täglichen Bedarfs ohne Verpackung auf den Wochenmärkten auf dem Land zu verkaufen, ist relativ neu. Wie kam es dazu? „Als Mutter von kleinen Kindern ist mir erstmals aufgefallen, wie viel Müll man mit jedem Einkauf produziert. Das hat mich gestört. Also habe ich versucht, saisonaler, regionaler und vor allem verpackungsärmer einzukaufen“, sagt Thijs. 

In der Eifel stieß sie aber schnell an Grenzen. Und weite Wege mit dem Auto fahren, um müllfrei einzukaufen, ist wenig ökologisch. „Obst und Gemüse, Fleisch und Aufschnitt gibt es zwar schon unverpackt auf Wochenmärkten. ‚Trockene‘ Produkte wie Nudeln, Müsli oder Drogeriewaren findet man dort eher nicht“, so Thijs. Sie erkannte die Marktlücke und da ohnehin eine berufliche Neuorientierung anstand, entschloss sie sich, mit einem eigenen Unverpackt-Laden den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Da sich jedoch zunächst kein geeignetes Ladenlokal finden ließ, entstand die Idee des rollenden „Füll Mal“-Trucks. Seit 2019 verkauft Jessica Thijs ihr umfangreiches Sortiment aus einem umgebauten Transporter heraus. 

Dinkelnudeln sind der Renner

Die Produkte stammen von Landwirten und Unternehmen aus der Region, sind meist bio und nachhaltig hergestellt. „Manche Lieferanten musste ich zunächst von meinem Konzept überzeugen, aber mittlerweile machen alle gerne mit, weil sie merken, dass es funktioniert“, sagt Thijs. Auf ihrer Webseite und auf Instagram sehen die Kunden, wann sie auf welchem Wochenmarkt verkauft. Dort ergänzt ihr Sortiment das bisherige Angebot. „Die Kundinnen und Kunden sind durchweg begeistert und neugierig. Ich merke, dass die Menschen wieder mehr über die Herkunft und Herstellung von alltäglichen Produkten wissen möchten.“ Manche sind überrascht von der Vielfalt des Angebots, vor allem im Drogeriebereich. Ob Duschseife oder Stoffwindeln: So manches ungewohnte Produkt löst Nachfragen und interessante Gespräche über Konsum und Umweltschutz aus. Dass die Kunden die Behälter für den Einkauf mitbringen, daran haben sich die meisten schnell gewöhnt. Falls nötig, hat Jessica Thijs Tüten aus recyceltem Papier und Stoffsäckchen zur Hand. 

Nur wenige Artikel im Sortiment kommen nicht aus der Eifel. Die Seife etwa kauft Jessica Thijs bei einem kleinen Hersteller in Hamburg ein, genauso wie die Bambus-Zahnbürsten. Der Kaffee stammt von einem nachhaltigen Anbauprojekt in Äthiopien. Und was sind die Verkaufsschlager? „Besonders beliebt sind unsere Dinkelnudeln aus einer Eifeler Nudelmanufaktur, das Schoko-Crunch-Müsli und die Gummibären – die gehen immer“, sagt Jessica Thijs. „Bei regionalen und saisonalen Produkten wie Getreiden oder Honig kann es mal sein, dass sie vorübergehend nicht erhältlich sind. Das gehört zum nachhaltigen Einkaufen dazu und das akzeptieren die Kunden gerne. Dann nimmt man eben ein alternatives Produkt.“ Für die heimatverbundene Eifelerin ist das ein wichtiger Lerneffekt, den sie im Rahmen von Müll- und Umweltprojekten auch in Kitas und Schulen vermittelt. 

Links:
www.fuellmal.de
www.instagram.com/unverpacktistschoenverpackt/