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Tüten aus Chinaschilf und Apfelbaumzweigen

Fotos: 
Miscanthus-Pflanzen: Katharina Walbrück, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Verpackungsbeispiele: Ralf Pude, Universität Bonn
 

Recycelbare Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen herstellen – dieses Ziel verfolgt ein Forscherteam der Universität Bonn, der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und der Alanus Hochschule Alfter. Ein Projekt mit vielen Herausforderungen.

 

Auf dem Campus Klein-Altendorf, dem Standort der Landwirtschaftlichen Fakultät der Uni Bonn, wachsen vielerlei Pflanzen, die sich als Rohstoff für nachhaltige Verpackungen eignen. Als Papiertüten sind sie schon mancherorts im Einsatz: So lassen einige Obst- und Gemüsebauern in der Region ihre anfallende Pflanzenreste – beispielsweise abgeerntete Tomatenpflanzen oder Apfelbaumzweige – schreddern und aus ihnen Tüten für den regionalen Verkauf fertigen. Die Forscher fanden jetzt heraus, dass sich auch Miscanthus oder Chinaschilf genannt, für Graspapierverpackungen besonders eignet. „Miscanthus ist sehr anspruchslos und lässt sich ohne Einsatz von Pestiziden anbauen“, sagt Dr. Margit Schulze, die die Forschung „Biobasierte Verpackungen“ leitet. „Graspapierverpackungen sind lebensmittelfreundlich und lassen sich sehr gut recyceln. Im Großhandel ist ihre Verwendung allerdings schwierig, da es eine Vielzahl sehr strenger Anforderungen an Lebensmittelverpackungen gibt, um die Waren optimal zu schützen“, so Dr. Schulze.

Alleskönner Plastik

In den Supermarktregalen scheint es, als ob Fleisch oder Kräuter einfach in Plastik verpackt angeboten werden. Doch diese Folien oder Tüten haben es in sich: Sie bestehen aus mehreren Schichten, die dafür sorgen, dass die Verpackungen wasserabweisend aber luftdurchlässig sind, UV-Strahlung abhalten und den Inhalt vor Druck von außen schützen. „Hätten beispielsweise Verpackungen für Kräuter diese Eigenschaften nicht, würde der Inhalt ganz schnell verderben oder bei der kleinsten Berührung Druckstellen bekommen, sodass praktisch kein Kunde die Ware kaufen würde“, erläutert Dr. Schulze.

Selbst wenn es denn Forschern gelingt, eine mehrschichtige Verpackung aus nachwachsenden Materialien zu entwickeln, wäre sie nicht nachhaltig, denn der Energieaufwand wäre beträchtlich und die zusammengefügten Schichten praktisch nicht recycelbar. „Und die hohen Kosten der Herstellung müssten an den Kunden weitergegeben werden“, betont Dr. Schulze. „Die Herausforderungen sind nicht einfach zu meistern und es ist noch ein langer Weg vor uns. Letztlich müssen die Verbraucher bereit sein, mehr für nachhaltige Produkte zu zahlen. Umso schöner, dass diese Bereitschaft in der Gesellschaft zunimmt.“

Unternehmen werden nachhaltiger

Übrigens: Um forschen zu können, sind die beteiligten Hochschulen auf Unterstützung angewiesen. Derzeit werden sie aus öffentlichen Mitteln des Landes NRW und der EU finanziert und vor allem von den mehr als 20 Unternehmen unterstützt, die - wie die Hochschulen selbst - das Netzwerk „bio innovation park Rheinland“ bilden. „Die Unternehmen haben ein starkes Interesse an diesen Forschungen, weil sie sich nachhaltiger aufstellen wollen beziehungsweise auch müssen. Der Druck ist mitunter enorm, denn anders als noch vor einigen Jahren stecken große Investoren kein Geld mehr in Firmen, die sich nicht für Nachhaltigkeit einsetzen“, so Dr. Schulze.